"Die Frau Ministerin" stützt sich auf Archetypen, komische Masken und einen universellen Bewusstseinszustand, eine Vorstellung, die geschlechtliche Grenzen verwischt. Diese Theaterkomödie nutzt Verkleidung als Mittel, um Wahrheiten über Menschen, Gesellschaft und die Essenz des Lebens zu erforschen. Doch Maskierung ist nicht nur ein Teil der dramatischen Kunst, sondern auch die Essenz des politischen Lebens, wo Menschen und Ideen hinter der Fassade eines erwünschten Bildes im Kampf um Macht verborgen sind. Es ist ein alltägliches Genre voller Travestie, wo Machtstreben oft den gesunden Menschenverstand untergräbt.
In der Vergangenheit waren alle Schauspieler im Theater Männer, da eine weibliche Präsenz als unangemessen galt. Heutzutage spiegelt diese Praxis neue Vorurteile wider, deren Anhänger Puritaner und Spießbürger sind. Der Hintergrund dieses Stücks ist ein Gedicht von Jovan Jovanović Zmaj, das sich mit Fragen der serbischen Politik und ihren verschiedenen Formen und Manifestationen befasst.
Nušić erschuf die "Ministerin" in den dreißiger Jahren, einer Zeit, in der Kapitalismus und Klassengesellschaft die Welt zwischen zwei Kriegen prägten. Aus dieser Zeit sind Faschismus und Nationalismus hervorgegangen. Bleiben wir im Rahmen der dreißiger Jahre, erkennen wir die Kontinuität staatlicher Anomalien und Mentalitäten, die auch heute noch vorhanden sind.
Nušićs Welt ist leider noch aktuell; seine Charaktere sind nicht nur Objekte des Lachens, sondern rufen auch Angst hervor. Es ist traurig, dass uns die heutige Realität an seine Worte und Situationen erinnert. Nušić hört auch heute nicht auf, unser Zeitgenosse zu sein, was Fragen nach gelegentlichem Lachen und der Auseinandersetzung mit sozialen Wahrheiten aufwirft.
Text des Autors: Tatjana Mandić Rigonat